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Rezension

Jürgen Klein, Gunda Kuttler:
Mathematik des Begehrens

1. Auflage 2011,
235 Seiten, 20 Abbildungen
Kart. EUR 18,90 / CHF 24,00, lieferbar
ISBN: 978-3-941120-04-4

Blickt man auf die Ästhetik von Literatur und Bildender Kunst in der Aufklärung, sowohl in den elitären als auch in den populären Formen, so drängt sich der deutliche Eindruck auf, dass hier eine durchdringende Kraft am Werk ist, eine Art „Zeitgeist“, die Maler und Autoren inspirierte. Sie mögen diese Kraft unbewusst gespürt haben und sie mögen sogar dagegen angegangen sein; aber sie konnten ihr sicherlich nicht entkommen. Mit der Fokussierung der Behandlung von Sexualität und Begehren in den besser bekannten Werken des 18. Jahrhunderts verortet Jürgen Klein einen Teil dieses flüchtigen „Zeitgeists“ in den „dunkleren Bewegungen“ der Epoche. Indem wir seinen überzeugenden Argumenten hinsichtlich des Verlusts der universalen Harmonie und der wachsenden Wichtigkeit der Distorsion als Paradigma künstlerischer Repräsentation folgen, fangen wir an, die Bedeutung dessen für die Aufklärung einzusehen, was Jürgen Klein „geometrisches“ und „arithmetisches“ Begehren nennt. Worin Füssli, „Monk“ Lewis, Piranesi und Horace Walpole, Beckford und de Sade übereinstimmen, ist die Schilderung oder Beschreibung des menschlichen Geistes als eines Labyrinths und umgekehrt, mit all seinen mythologischen und psychologischen Konnotationen einschließlich Kontrolle und Repression. Das Labyrinth wird eine Metapher für eine komplizierte Welt, welche die Menschen mit Unterdrückung und Vernichtung bedroht. Künstler des 18. Jahrhunderts haben somit einer neuen Angst Ausdruck gegeben, welche eine der Grundursachen hinter den „dunkleren Bewegungen“ der Aufklärung ist.

Aus der Einleitung von Peter Wagner

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